.Die Landesfeuerwehrschule
Bild: Grundlehrgang 1966 in Naturns. links: Luis Gapp, ganz rechts: Franz Bragagna (ab 1967 Schulleiter)
Die Landesfeuerwehrschule hat in den letzten 25 Jahren eine enorme Wandlung vollzogen. Viele altgediente Kameraden absolvierten ihre ersten Weiterbildungen noch in Naturns oder Innsbruck.
Die Feuerwehrschule in Naturns wurde mit einer schlichten Feier am 3. Dezember 1965 eröffnet. Treibende Kraft war von Beginn an Bezirksfeuerwehrinspektor Alois Gapp, Vater unseres heutigen Landesfeuerwehrpräsidenten. In diesen Jahren wurde regelrecht Pioniersarbeit geleistet. Mit sehr wenigen Mitteln, finanzieller und
materieller Natur, musste ein Auskommen gefunden werden. Am 21. November 1966 wurde dann mit einem Grundlehrgang das erste Schuljahr eröffnet. Nun hatte auch Südtirol eine eigene Feuerwehrschule, davor mussten angehende Feuerwehrleute ihre Ausbildung bei den Nordtiroler Kameraden in Innsbruck absolvieren.
Später, im Jahre 1979, erfolgte dann der Umzug nach Bozen.
Am Sitz der Berufsfeuerwehr in der Drususstraße fanden für die nächsten 10 Jahre Lehrgänge statt. Nach dem Erwerb des Areals der stillgelegten Mälzerei in Vilpian durch die Landesverwaltung, wurden dort Ende der Achtzigerjahre die ersten Lehrgänge abgehalten. Etwas behelfsmäßig, aber endlich hatte man, nach
sehr langer Suche, ein Zuhause gefunden. Ebenso richtete sich die Verwaltung im Nebengebäude schlicht und karg ein und nahm
ihre Tätigkeit auf. Das Knarren der Holzstufen beim Betreten der Treppe, um in die Büroräume im ersten Stock zu gelangen, bleibt
hierbei in lieber Erinnerung.
In den folgenden Jahren entstand in Vilpian eine moderne Feuerwehrschule mit einer beispielhaften Infrastruktur. Die hellen, einladenden Hörsäle mit modernen audio-didaktischen Geräten werden im Laufe eines Lehrgangsjahres von über 3.000 Wehrleuten besucht. Die Verpflegung mittags erfolgt in der angrenzenden Kantine und im Barbereich erhält man kleine Stärkungen, sowie warme und kalte Getränke.
Hörsaal an der Landesfeuerwehrschule in Vilpian. Miniaturbild: Speisesaal
Im Außenbereich findet man die verschiedensten Übungsmöglichkeiten. Sessel- und Gondellift wurden ebenso nachgestellt, wie ein Tunnel, ein Übungsteich für die Wasserrettung und ein hochmodernes Brandhaus.
Neben den Schulungen in Vilpian werden auch Fahrsicherheitskurse im Safety-Park Pfatten angeboten, die regelmäßig von Feuerwehrleuten zum Fahrtraining gebucht werden.
Die Ausbildungsstruktur wird nicht nur von Feuerwehren aus Südtirol beansprucht, sondern auch von Vereinen, Verbänden und Betrieben aus den Nachbarprovinzen und aus dem Ausland. In den letzten Jahren wurden Brandschutzkurse für die Bediensteten des Freizeitparks „Gardaland“ und für Brandschutzbeauftragte von Hubschrauberlandeplätzen abgehalten, das Technische Hilfswerk, kurz THW, aus Deutschland absolvierte Übungen in Vilpian, Sondereinheiten der Carabinieri probten an der Landesfeuerwehrschule verschiedene Einsatzszenarien und Weiterbildungen im Bereich Arbeitssicherheit finden regelmäßig regen Zuspruch.
Bei freien Kapazitäten stehen die Strukturen auch externen Rettungsorganisationen, wie Weißes Kreuz, Bergrettungsdienst und Wasserrettung, zur Verfügung. Ebenso die Berufsfeuerwehr Bozen nutzt die Einrichtung für die Ausbildung ihrer Feuerwehrleute.
In Vilpian stehen seit Fertigstellung der neuen Landesfeuerwehrschule die notwendigen Anlagen für eine zeitgemäße und realistische Ausbildung zur Verfügung.
Fortbildung in Vilpian - Eine Kurzgeschichte
Der Wecker klingelt ohne Rücksicht. Ich schlage die Augen auf, schaue an die Zimmerdecke und fange an, meine Gedanken zu sortieren. Heute war doch was ...? Ah, ja – ich muß nach Vilpian.
Es ist Mitte März, die Sonne scheint und für diese Jahreszeit ist es bereits ungewöhnlich warm. Vor 2 Monaten habe ich mich für einen Lehrgang an der Landesfeuerwehrschule in Vilpian angemeldet. Meine Arbeitssituation lässt es zu und so besuche ich ei nen Tageskurs, eine Auffrischung. Mein technischer Lehrgang liegt schon eine beachtliche Zeit zurück. Man wird alt... - so langsam.
Morgens um 7 Uhr treffen wir uns im Gerätehaus, tauschen unsere Privatkleidung mit der grauen Einsatzuniform und laden alle vorgeschriebenen Ausrüstungsgegenstände auf das Mannschaftauto.
Wir machen uns gutgelaunt auf die Fahrt zur Landesfeuerwehrschule. Um spätestens 07.30 Uhr soll man dort erscheinen, zu dieser Morgenstunde kein Problem. Pünktlich finden wir uns beim Anmeldungsschalter ein. Ein flotter Spruch vom diensthabenden Ausbilder, es werden einem Kugelschreiber und Arbeitsmappe in die Hand gedrückt, der Feuerwehrpass wird eingezogen – es kann losgehen. Einige Kameraden schauen noch recht verschlafen aus.
Kein Wunder, haben doch viele von ihnen einen langen Anreiseweg. Feuerwehrleute aus dem Pustertal oder dem oberen Vinschgau nehmen oft das Angebot an und übernachten in der Schule.
Sorgsam werden die mitgebachten, persönlichen Ausrüstungsgegenstände im Spinntraum verstaut. Einsatzmantel, Helm, Hackengurt und Einsatzstiefel finden ihren Platz, mit Haus- oder leichten Straßenschuhen kehren wir zurück in den Schulgang.
Es ist kurz vor acht. Wir begeben uns in den Hörsaal, suchen uns einen Platz aus und sind schon etwas gespannt was auf uns zukommt. Ich schaue so in die Runde, vielleicht kenn ich den einen oder anderen aus vorhergehenden Kursen. Nein, leider kein Bekannter. Mein Blick fällt auf die einzige weibliche Teilnehmerin.
Johanna, ihren Namen werden ich später erfahren, ist einem meiner Begleiter bereits bestens bekannt. Sie kennen sich von den Jugendbewerben.
Die erste Stunde ist anstrengend, viel zu viel Theorie am Morgen aber interessant. Nur langsam bewegt sich der Uhrzeiger Richtung neun. Endlich, die erste kurze Pause. Gelegenheit mit den anderen Kursteilnehmern ins Gespräch zu kommen. Die Atmosphäre ist locker, es werden Späße gemacht und auch die letzten Müden sind nun endgültig erwacht.
Weiter geht’s im Theorieunterricht. Alle machen aktiv mit, es werden Fragen gestellt, der Unterricht macht Spaß.
Jetzt kommt die große Pause, in der „Cafeteria“ gibt’s Kaffee aus dem Automaten und belegte Brote. Die traditionellen Salamibrote - viel Brot, wenig Salami. Man unterhält sich mit den anderen. Tauscht Erfahrungen aus, spricht Einsätze an, von denen man aus der Tagespresse erfahren hatte, man ist unter sich.
Um halb 11 Uhr ruft die Glocke zum Unterricht, auf in die nächste Runde. Ein Ausbilderwechsel steht an. Luis, ein Ausbilder, den ich noch von der Zeit meines Grundlehrganges bei der Berufsfeuerwehr kenne, betritt den Hörsaal. Erinnerungen werden wach, nette Erinnerungen. Es macht Spaß ihm zuzuhören. Immer ein lockerer Spruch, aber die Aussagen sind ernst. Sie werden auch so aufgenommen, obwohl man nach jedem zweiten Satz schmunzeln möchte. Die Zeit vergeht wie im Flug, es werden interessante Praktiken besprochen, erklärt, warum bestimmte Vorgehensarten geändert wurden und was es inzwischen Neues gibt – alles sehr praxisnah. Insgeheim hoffe ich, dass der Luis der Schule noch lange erhalten bleibt.
Mittagszeit. Ein kurzer Blick auf die Anschlagtafel mit den Dienstnummern. Glück gehabt, kehren und aufräumen im Speisesaal müssen andere, wir können getrost nach dem Essen ins nahe gelegene Cafe schlendern und eine gemütliche Kaffeepause einlegen. Mal schauen, was es heute gibt. Das Kantinenessen ist wirklich gut. Vorspeise, Hauptspeise, Salat, Joghurt – was will man mehr. Die Lasagne schaut lecker aus und ist es auch. Die Hauptspeise, Geschnetzeltes mit Curry, schmeckt auch und man wird satt.
Nach einer kurzen Einkehre im nahegelegenen Barbetrieb geht es nun endlich an den Praxisunterricht. Schnell in den Umkleideraum. Die mitgebrachte Schutzkleidung wird angelegt und der Helm übergezogen. Wir werden in mehrere Gruppen eingeteilt. Wir Partschinser bleiben zusammen und nehmen den Kollegen aus Ratschings gleich dazu, schon wegen der Namensgleichheit. Erste Übung: ein Verkehrsunfall wird simuliert. Ein Auto liegt auf dem Dach, das andere ist verkeilt. Eine Puppe, der man schon ansieht, dass sie oft herhalten musste, liegt eingeklemmt im Inneren eines alten Ford Fiesta. Abwechselnd wird mit hydraulischem Bergegerät gearbeitet. Es werden neue Methoden ausprobiert und allerhand besprochen. Schweiß sammelt sich auf der Stirn und unter dem Helm, das Hantieren mit dem schweren Bergegerät ist sehr anstrengend. Die Übung wird überaus realistisch ausgeführt, alle arbeiten konzentriert mit und versuchen viel Wissen mitzunehmen. Nach einer Dreiviertelstunde lassen wir vom Fahrzeug ab. Es
ist jetzt um einige Öffnungen reicher als zuvor und definitiv reif für die Schrottpresse. Es hat Spaß gemacht. Wir verabschieden uns vom Ausbilder, der einen zufriedenen Eindruck macht, und begeben uns zur zweiten Übungseinheit.
Hier geht’s wieder um einen Unfall. Es wird gezeigt, wie man ohne großen Einsatz von technischen Geräten ein umgeworfenes Auto fixiert, um die eingeschlossenen Personen sicher bergen zu können. Anschließend wird das Gefährt wieder behutsam mit einfachen Mitteln aufgerichtet. Wieder etwas Neues gesehen und gelernt. Auf zur dritten und letzten Station.
Wir begeben uns in den Eisenbahntunnel. Ein riesiges Tor gibt den Zugang zur Übungseinheit frei. Wir sehen Bretter verschiedener Größen, Balken, Hebekissen, Stahlseile und einen Hubzug. Der Ausbilder erklärt kurz und lapidar die Übung: Das Fahrzeug muss querstehend über liegende Balken von da nach da. Fertig! Er lässt uns etwas ratlos stehen und betrachtet von Abseits das Geschehen. Einer muss die Führung übernehmen und somit die Anweisungen geben – ich bin’s nicht. Gemeinsam werden Lösungen gesucht, sicher ist sich aber keiner. Mühsam wird das Auto mit dem Hebekissen angehoben, Bretter untergelegt, wieder abgelassen. Er wird eine Vorrichtung gebaut, die klappen könnte. Jetzt
noch schnell den Hubzug angehängt und es kann losgehen. Das Auto bewegt sich, aber nicht so wie geplant. Der Fehler ist rasch gefunden, aber die ganze Vorrichtung muss wieder abgebaut, verstärkt und wieder aufgebaut werden. Das hat jetzt keinen Spaß gemacht. Beim 2. Versuch klappt’s und nicht nur wir, sondern auch der Ausbilder ist zufrieden.
Inzwischen ist es 4 Uhr nachmittags geworden. Der Lehrgang nähert sich dem Ende zu. Jetzt noch einmal zurück in den Lehrsaal zur Nachbesprechung. Eine Abschlussprüfung findet keine statt, also wird dieser Punkt übersprungen und die Ausbilder gehen direkt zur Verteilung der Teilnahmebestätigungen über. Ebenso erhalten wird den Feuerwehrpass wieder zurück, um einen Lehrgangsstempel reicher. Leider kann der Landesfeuerwehrpräsident nicht der Verabschiedung beiwohnen. Schade, denn eigentlich lässt er es sich nicht nehmen, jeden einzelnen Feuerwehrmann die Hand zu reichen - Kameradschaft eben.
Der Kurs ist beendet und wir begeben uns in den Barbereich, um uns beim traditionellen
Verspeisen der Kaminwurze von den anderen Feuerwehrleuten zu verabschieden.
Gemeinsam treten wir die Heimfahrt nach Partschins an. Wir reden viel über den Kurs, über die Ausbilder und sind uns einig: es hat sich ausgezahlt. Man hat wieder viel gelernt, hat neue Leute aus ganz Südtirol kennen gelernt und man ist motiviert, das Gelernte umzusetzen. Es hat Spaß gemacht.
Auf Wiedersehn, bis zum nächsten Lehrgang.
Eine Erinnerung an jene Kameraden, die bei der Ausübung ihres Dienstes ihr Leben verloren haben.
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.Das Florianistöckl
Vor der Landesfeuerwehrschule befindet sich ein großer Platz. Dieser dient als Übungs- und teilweise als Parkplatz. Er bildet einen zentralen Ort, hier finden die Aufstellungen statt, hier trifft man sich, hier läuft alles zusammen.
Auf diesem Platz steht in der Mitte eine Gruppe von 6 alten Nadelbäumen. Manchmal spielt der Wind mit den wiegenden Ästen. Die Blätter der etwas jüngeren Laubbäume ergänzen das Treiben und runden das harmonische Bild ab. Jeder Besucher der Schule geht an dieser Stelle vorbei, um in das Gebäude zu gelangen. Im Sommer findet man unter den Bäumen kühlen Schatten, der Ort wirkt ruhig und idyllisch. Dort befindet sich eine Gedenkstätte, vor einigen Jahren neu errichtet und schön gestaltet. Die Bronzestatue des Hl. Florian wacht über das Geschehen. An der seitlichen Betonmauer ist eine Vertiefung, flankiert durch die Feuerwehrglocke. In dieser Vertiefung wurden Erinnerungsplaketten angebracht.Eine Erinnerung an jene Kameraden, die bei der Ausübung ihres Dienstes ihr Leben verloren haben. Es sind 15 Plaketten.
Bildquellen: Landesfeuerwehrverband und Freiw. Feuerwehr Partschins